Stirnradsätze - Gehäusetoleranzen
Wie schon im Aug.- Tipp beschrieben sind an den Motorgehäusen von R51/3 - R69S Markierungen von "-10" bis "+10" angebracht, die den Achsabstand von Nockenwelle und Kurbelwelle und damit die Größe der Stirnräder angeben.
Dieses Maß wird bei neuen oder neuwertigen Gehäusen sicher passen.
Aber was ist mit gebrauchten Gehäusen?
Hier tritt ein völlig unbeachtetes Phänomen, das "Wachsen" des Motorgehäuses auf.
Es führt ebenfalls zu erhöhtem Zahnflankenspiel und ist dafür verantwortlich, das selbst ein neuer Radsatz mit richtiger Toleranz schon zuviel Spiel hat.
Als "Wachsen" des Motorgehäuses bezeichnen wir die Vergrößerung des Abstandes von Nockenwelle und Kurbelwelle.
Viele Vermessungen von Motorgehäusen mit genauester Ermittlung der Mittelpunkte von Kurbelwellen- und Nockenwellenlagerdeckel ergaben eine Vergrößerung des Abstandes = Aufweitung der Gehäuse bis zu 15/100 Milimeter.
Im Klartext heißt das, dass in einem mit "-5" gekennzeichnetem Gehäuse ein "+10" Radsatz eingebaut werden mußte (Normal ist das aber nicht).
Dieses "Wachsen" der Motorgehäuse entsteht wahrscheinlich durch Materialermüdung und ist ähnlich wie der Verschleiß von Gleitlagern nicht unbedingt von der Laufleistung, sondern eher von der Häufigkeit von Erwärmung und Abkühlung des Motogehäuses abhängig.
Bei jedem Start des Motors erwärmt sich das Motorgehäuse, dehnt sich aus und zieht sich nach abstellen und abkühlen des Motors wieder zusammen.
Irgendwann zieht sich das Gehäuse infolge von Materialermüdung weniger weit zusammen, als es sich bei der Erwärmung ausgedehnt hat und beginnt dadurch zu "wachsen".
Auch hier zeigen Erfahrungswerte, dass bei Motoren mit ca. 100000 Km Laufleistung fast keine Veränderung feststellbar ist und erst im Bereich von 200000 Km Werte von 3 - 5/100 Milimeter vorkommen.
Das wiederum läßt darauf schließen, dass Gehäuse mit größerem "Wachstum" auch mehr Laufleistung haben oder mehr Kurzstrecken mit entsprechend häufigeren Erwärmungs- und Abkühlungsphasen gefahren wurden.
Der im Sep. - Tipp beschriebene Verschleiß durch den Ventilfederdruck, der jeweils 2 mal 1/4 der Zähne betrifft hilft uns nun bei der Ermittlung des "Gehäusewachstums".
Wenn der Stirnradsatz im Bereich von "OT" Spiel aufweist und dazwischen relativ spielfrei läuft, kann das Gehäuse nicht gewachsen sein und man kann einen Radsatz mit der Toleranz des Gehäuses einbauen.
Hat der Radsatz am ganzen Umfang Spiel (im Bereich von OT wird es immer mehr sein), so hat sich der Abstand von Kurbelwelle und Nockenwelle vergrößert und es muß ein größerer Radsatz verwendet werden.
Wir haben dafür spezielle Meßwellen angefertigt, die wir ins leicht angewärmte Gehäuse setzen und auf die man die Räder ohne erwärmen aufstecken kann. Dann werden jeweils solange größere Räder aufgesteckt, bis sie annähernd spielfrei laufen.
Im allgemeinen ist dies ein Aufwand von ca. 15 - 30 Minuten, der sich allemal lohnt, denn es wäre Schade, neue Räder zu verbauen, die schon wieder zuviel Spiel haben. Der Verschleiß wäre schon vorprogrammiert.
Zum Thema Stirnräder richtig einbauen lesen Sie unseren nächsten Tipp
im November.
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