Prüfen von Kurbelwellen-Hauptlagern bei 1 u. 2 Zylindermotoren bis Bj. 69
Wenn man beim Ziehen des Kupplungshebel durch die Zündungs-
Schaulochbohrung auf die Schwungscheibe schaut, kann man
eine axiale Bewegung der Schwungscheibe gut erkennen.
Die axiale Verschiebung wird durch die Kraft der Kupplungs- oder
Membranfeder mit je nach Modell von ca. 100 bis 160 KG hervorgerufen.
Und das natürlich bei jedem Kuppelvorgang.
Im kalten Zustand ist meistens nur das Spiel des Kugellagers
erkennbar, was schon Rückschlüsse auf den Lagerzustand
zuläßt.
In betriebswarmen Zustand ist das Spiel um einiges größer.
Das liegt wiederum viel am Kugellager, welches im warmen
Zustand mehr Lagerluft als im kalten hat, aber zum Teil auch schon
an einer ungenügenden axialen Fixierung des vorderen Hauptlagers.
Siehe dazu auch den Januar Tipp.
Bei kaltem Motor werden viele Geräusche durch das noch relativ
zähe Öl gedämpft. Vor allem vom Getriebe sind noch wenig Geräusche
zu hören. Wenn hier beim Ziehen der Kupplung schon mahlende
Geräusche hörbar sind, vorausgesetzt das Kupplungsdrucklager ist
in Ordnung, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Kurbel-
wellenhauptlager zurückzuführen und kann sowohl das vordere wie
auch das hintere betreffen.
In betriebswarmen Zustand sind vor allem im Leerlauf die Getriebe-
geräusche stark zu hören. Wenn nun die Kupplung gezogen wird,
kommen die Getriebewellen zum stehen. Jetzt hörbare Geräusche
können nur vom Kupplungsdrucklager oder vom Motor kommen.
Klappergeräusche sind den Stirnrädern, Kolben und Ventiltrieb
zuzuordnen. Mahlende Geräusche kommen jetzt nur noch vom
vorderen Hauptlager, da das hintere Lager sich im warmen Gehäuse
axial verschieben kann und keine Axialkräfte aufnehmen braucht.
Da Rillenlager eigentlich nur für Radialkräfte ausgelegt sind und
nur geringe Axialkräfte aufnehmen können, ist der Verschleiß
konstruktionsbedingt schon vorprogrammiert.
Als Verbesserung wurde deshalb werkseitig bei der R69S (mit dem
größten Kupplungsdruck) für das vordere Hauptlager ein Lager mit
Messing Massivkäfig verwendet.
Das Lager ist zwar fast um das vierfache so teuer wie ein Lager mit
normalem Stahlkäfig. Im Vergleich zu den Einbaukosten kann es
aber durchaus eine lohnende Investition sein.
Im nächsten Tipp Toleranzen und Einbauspiele des hinteren Hauptlagers.
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