Einbau von Wellendichtringen
Im allgemeinen werden heute nur noch Wellendichtringe, im folgenden Wedi´s genannt, in BA-Ausführung, d. h., mit gummiertem Außendurchmesser verbaut.
Speziell in Alu-Gehäusen, deren Maße sich temperaturabhängig verändern, wird dadurch eine bessere Abdichtung und fester Sitz zwischen Gehäuse und Wedi-Außendurchmesser erreicht.
Häufig sind jedoch durch unsachgemäße Demontage Beschädigungen in den Sitzflächen vorhanden, die einen neu eingepressten Wedi so beschädigen, daß Öl zwischen Gehäuse und Wedi-Außendurchmesser austreten kann.
Deshalb immer vor Einbau eines neuen Wedi´s die Sitzflächen kontrollieren und Grate und Kanten mit einem Schaber oder Messer glätten.
Die schonenste Methode zum Einbau eines Wedi´s ist Einpressen oder Einziehen mit einem geeignetem Werkzeug. Das hat allerdings nicht jeder zur Verfügung oder ist teilweise auch nicht möglich. Deshalb sollte beim Einschlagen ein passender Dorn oder eine Schlagbüchse vorhanden sein.
Auch wenn der Durchmesser des Dorns nicht genau passt, kann man meißt mehr als die Hälfte des Umfangs abdecken und durch versetzen am Umfang und leichten Schlägen den Dichtring gleichmäßig eintreiben.
Völlig ungeeignet sind "Durchschläge" oder "Splintentreiber", da durch die geringe Auflagefläche der Blechkörper des Wedi´s verbogen wird.
Wer meint, daß zusätzlich auf den Außendurchmesser aufgetragene Dichtungsmasse nicht schaden könnte, irrt sich gewaltig. Dichtungsmasse wirkt nämlich in Verbindung mit dem Gummi des Wedi´s wie ein Schmiermittel, sodaß manche Dichtringe bereits nach einigen Sekunden wieder aus dem Sitz rutschen.
Wie die Gummierung des Außendurchmessers muß vorallem auch
die Beschädigung der Dichtlippe vermieden werden. Speziell beim Einbau von Wellen mit Verzahnungen, wie etwa bei Getriebe und Hinterachsantrieb muß die Dichtlippe besonders geschützt werden.
Beim Profi erfolgt das mit sogenannten Schlupfbüchsen. Das sind konische und im Bereich der Verzahnung sehr dünnwandige Büchsen aus Kunststoff oder Metall. Beim Aufschieben wird der Wedi nur unwesentlich stärker aufgeweitet wie der spätere Sitz auf der Welle.
Für den Einmalanwender sind diese Werkzeuge zu teuer. Am einfachsten kann man sich damit behelfen, die Verzahnung mit einem glatten Isolierband abzukleben und das Ende des Bandes so zu legen, daß es wieder leicht abgezogen werden kann.
Für den Wedi im Hinterachantriebsdeckel von R50 - R69S eingnet sich sehr gut ein Cola-Blechdose (kann auch Bier oder Sprite sein). Das Blech ist sehr dünnwandig und kann auch mit einer normalen Schere geschnitten werden. Am besten den Deckel abschneiden, da der Boden schon leicht konisch ist und nicht mit zuviel Kraft auf die Verzahnung drücken. An manchen Mitnehmerverzahnungen ist durch Verschleiß ein leichter Grat entstanden, der auch eine Blechdose durchschneidet. Man kann ihn vor dem Einbau leicht mit einer Feile entfernen.
Die glatte Oberfläche der Blechdose eignet sich hervorragend als Gleitfläche für den Wedi. Dennoch sollten sowohl Schlupfbüchsen, Blechdosen als auch Klebeband eingeölt werden. Dies ermöglicht ein leichtes Gleiten beim Einbau und verhindert ein Umkippen der Dichtlippe.
Das die Dichtlippe des Wedi´s vor dem Einbau eingeölt oder eingefettet wurde (aber nicht mit Kupferpaste), sollte nicht extra erwähnt werden müssen.
Der Einbau von Wedi´s erfolgt in 99% aller Fälle so, daß die geschlossenen Seite nach außenund die offene Seite (Schlauchfeder sichtbar)zur Gehäuseinnenseite liegt. Die wenigen Ausnahmen sind die Getriebeabtriebswellen. Hier wird der Dichtring aus Platzgründen falsch montiert, d. h., mit der offenen Seite nach außen.
Auch im Hinterachsantrieb von R50 - R69S sitzt der Wedi im Gewindering mit der offenen Seite nach außen (zur Schwinge).
Hier allerdings richtig, denn hier soll verhindert werden, daß Öl von der Schwinge in den Antrieb läuft.
Noch ein Hinweis zu den Silikondichtringen.
Der Einbau wird auf der Schwungseite von R50 - R69S Motoren empfohlen. Hintergrund ist, das diese Motoren mit höheren Drehzahlen gefahren werden können, die Motoren dadurch auch heißer werden können, die höchsten Temperaturen des Motorgehäuses im Bereich des hinteren Kurbelwellenlagers auftreten und Silikonringe höhere Temperaturen vertragen als normale Wedi´s.
Da man sich ja sonst nichts gönnt, solls dann hier schon eine Silikonring sein. Aber aufgepasst! Silikonringe haben eine unangenehme Eigenschaft. Sie reagieren sehr empfindlich auf zu geringe Schmierung und signalisieren dies durch unangenehmes Pfeifen.
Gerade nach dem Zusammenbau eines Motors beginnt auch ein gut eingefetteter Silikonring bereits nach kurzer Zeit zu pfeifen, weil das aus der Ölwanne angesaugte Öl zwar zur Schmierung von Kurbelwelle und Zylindern ausreicht, aber noch nicht durch das hintere Kurbelwellenlager und am Spritzblech vorbei zum hinteren Simmerring gelangt ist.
Das Pfeifen dauert bis zu mehreren Minuten und hört zum Teil erst nach mehrmaligem Gasgeben auf. Das gleiche tritt auch dann auf, wenn Motoren über einen längeren Zeitraum stehen und es wieder einige Zeit dauert, bis ausreichend Öl zum Wedi gelangt.
Wer nicht genau weis, wo das Pfeifen herkommt, braucht nur den Gummistopfen aus dem Zündungsschauloch zu entfernen.
In jedemfall erzeugt das Pfeifen und der damit verbundene Trockenlauf bereits unerwünschten Verschleiß an der auch mechanischen Beschädigungen gegenüber sehr empfindlichen Dichtlippe.
Am besten hat sich unserer Erfahrung nach bewährt, einen Silikonring sowie auch die teueren Membranringe für die Gleitlagermodelle ab /5, bereits einen Tag vor der Montage in Motoröl zu legen.
Versuchen Sie es einmal. Es klappt nicht immer, aber immer öfter.
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